Aus der Presse

Keine Blutspuren auf dem Sterbesessel der alte Fritz lässt Blicken

16.August 2005

Sanssoucis berühmtestes Möbel wieder im Weinbergschloss / Stiftung ließ DNA-Analyse anfertigen

Nach erfolgreicher Restaurierung ist der Sterbesessel Friedrichs II. wieder im Schloss Sanssouci zu sehen. Gestern Mittag kehrte der Sterbesessel Friedrich des Großen nach Schloss Sanssouci zurück. Der Sessel war seit dem Vorjahr restauriert worden. Dies wurde der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten durch die Spende eines Hamburger Bankiers ermöglicht.

Wie Schlösserdirektor Burkhardt Göres erläuterte, wurde aus dem 1787 entstandenen Gemälde „Der Tod Friedrichs II.“ von Christian Bernhard Rode das ursprüngliche Aussehen des Sessels ermittelt. Möbelrestaurator Kurt Kallensee arbeitete dann in seiner Babelsberger Werkstatt das weiß lackierte Gestell auf. Es ist extra breit, besitzt eine verstellbare Rückenlehne und Rollen unter den Füßen. Anschließend wurden Polsterung und Bezug in der Stiftungs-Restaurierungswerkstatt für textile Raumausstattung durch die junge Textilrestauratorin Diana Zill wiederhergestellt. Der Ohrensessel ist mit Daunen und Rosshaar gepolstert. Darunter befinden sich Sprungfedern. Zum Abschluss der Restaurierung wurde der Sessel neu mit apfelgrünem Damast aus Lyon (Frankreich) bezogen. Verloren gegangen sind Daunenkissen und Überdecke in Karmesinrot sowie eine mit schwarzem Leder überzogene und mit goldenen Nägeln beschlagene Fußbank, die zur Ausstattung gehörten.

Der todkranke König konnte den bequemen Sessel, der am 14. Juli 1786 von dem Potsdamer Sattlermeister Gleisberger geliefert worden war, nur kurze Zeit nutzen. Gut einen Monat später, am 17. August, starb der Herrscher. Die Pietät der Nachfolger Friedrichs II. gegenüber dem Sterbesessel war nicht sehr ausgeprägt. Thronfolger Friedrich Wilhelm II. schenkte ihn der Schwester des Verblichenen, nach einer anderen Version dem Kammerhusaren Neumann. 1810 zum Verkauf angeboten, wurde der Stuhl schließlich von Prinz August erworben. 1843 ließ ihn der traditionsbewusste König Friedrich Wilhelm IV. wieder im Schloss Sanssouci aufstellen. Dort soll er nun für immer stehen.

Auf der Leinwandbespannung des Stuhls sichtbare Flecken hatten nach einer Untersuchung im Jahr 1910 die Vermutung ausgelöst, es handele sich dabei um Blutspuren des Königs. Um diese Frage zu klären, hat die Stiftung beim Institut für Rechtsmedizin der Humboldt-Universität eine Expertise in Auftrag gegeben. Laut Ergebnis der DNA-Analyse stammen die Flecken mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch nicht vom Blut des Königs.

Erhart Hohenstein