Aus der Presse

Mit marmorner Luft, Lust und Liebe der alte Fritz lässt Blicken

CAROLA HEIN 24. Juni 2006

Morgen öffnet Restaurierungsschau

 

 

Schlagerbarde Drafi Deutscher hatte zugestimmt. Und so bekam die Hauptausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) den Titel seines größten Hits: "Marmor, Stein und Eisen bricht". Die Liebe der Restauratoren zu Carrara-Skulpturen, farbigen Steinintarsien oder Zinkgussornamenten aber nicht. So ließe sich die Liedzeile mit Blick auf das engagierte Team von Chefrestaurator Hans-Christian Klenner fortschreiben. Seit 1967 existieren in Potsdam Restaurierungswerkstätten, dennoch wolle man keine Leistungsschau präsentieren, so Klenner, sondern Interesse wecken für die Kunst des Bewahrens. In der Orangerie im Neuen Garten, im Schloss Babelsberg und an weiteren dezentralen Ausstellungsorten wird an interessanten Artefakten die diffizile Problematik von Konservierung, Kopie, Rekonstruktion und Prävention abgehandelt. "Wir wollen Restaurierung als Prozess darstellen", so Kathrin Lange, Skulpturenrestauratorin und Kuratorin der Schau.

Besucher sind zum Mitmachen und Berühren eingeladen. Sie sehen unterm Mikroskop Malschichten und Stofffasern, es geht um die Filzpantoffeln und einen Eimer voll Sand: Diese Menge sammelt sich täglich in der "Sauberlaufzone" von Schloss Sanssouci. Und am Bildschirm kann man das derzeit notgesicherte Stibadium im Paradeisgärtel an der Maulbeerallee selbst auf Vordermann bringen. Vor allem die Feuchtigkeit hat dem 1844/45 erbauten Gartenpavillon, den Ludwig Persius nach Skizzen Friedrich Wilhelms IV. entwarf, zugesetzt. Die neo-pompejanischen Wandmalereien sind teilweise abgeblättert. Per Mausklick wird der Laie von der Baugeschichte bis zum Schadensbild geführt. "Dann geht's ans virtuelle Restaurieren", erklärt Verena Göttel aus dem Fachbereich Wandbild, "man kann sich für eine von drei Vorgehensweisen entscheiden." Bei einer Spontanumfrage plädieren die meisten dafür, die Altersspuren zu erhalten. Eine Komplettretusche, die die Fresken wieder in alter Schönheit leuchten lässt, lehnt auch Generaldirektor Hartmut Dorgerloh ab. Da "nie genug" Geld vorhanden und man auf Spenden angewiesen sei, will er bald einen Spendenkatalog für Restaurierungsobjekte vorstellen, da "sehen Geldgeber, was aus ihrer Spende wird."

Der Rundgang in der Orangerie führt weiter durch den Palmensaal, wo man auf gemütlichen Polstern per Kopfhörer vom Potsdamer Restaurator Kurt Kallensee erfährt, was er alles an dem klassizistischen Kleinod zu tun hatte. Am Ende steht Dorgerloh vor dem verwitterten Original und der funkelnagelneuen Kopie der Allegorie "Luft" und meint nachdenklich: "Sie ist noch nicht beseelt, es fehlt die Patina."

Ab 25. 6., Orangerie Neuer Garten, Di - Fr 12-18 Uhr, Sa/So 9.30-19.30 Uhr. Schloss Babelsberg, Di - So, 10 bis 17 Uhr