Aus der Presse

Lackkabinette für Caputh

der alte Fritz lässt Blicken

Von Claudia Krause 14. September 2012

Blick in Prunkmöbel gestattet
Erstmals werden am Sonntag drei Lackkabinette für Caputher Schlossbesucher geöffnet / Gespräch mit Restaurator

Wer 350 Jahre durchgehalten hat, darf auch ein ganzes Jahr lang Geburtstag feiern. Am Sonntag gibt’s mit dem „Tag der offenen Schränke“ einen weiteren Höhepunkt im Schloss Caputh.

CAPUTH - Für die Kastellanin ist es „der schönste Arbeitsplatz der Welt“. Für die Gemeinde ein „kleines Zugpferd“ und das „meist besuchte Objekt“ und für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ein ganz besonderer Schatz, weil Schloss Caputh der „einzig erhaltene Schlossbau der Potsdamer Kulturlandschaft ist, der die Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg repräsentiert“. Das betonte Stiftungschef Hartmut Dorgerloh gestern vor der Presse. Das zunächst kurfürstliche Schloss und der spätere königliche Landsitz wurde 1662 errichtet und war die Sommerresidenz der zweiten Gemahlin des Großen Kurfürsten, Dorothea.

Seine Glanzzeiten erlebte es nach 1671 und nach 1999, wie Dorgerloh findet. Denn am 11. September vor 13 Jahren hat die SPSG das Schloss vom Land Brandenburg übernommen. Heute gehe es dem Haus „so gut wie nie zuvor“. Das Team unter Leitung von Kastellanin Petra Reichelt habe es geschafft, das Schloss in der Stiftung, im Ort und in der Region fest zu verankern, lobte der Stiftungschef. Nicht nur Museum, sondern auch gefragter Veranstaltungsort ist das Schloss geworden, zum Beispiel für die Caputher Schlossnacht, „die kleine, aber feine“, wie Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe betonte. Jährlich kämen 20 000 bis 24 000 Besucher, um sich die Sehenswürdigkeiten in der einstigen Residenz anzuschauen. Dazu gehören die Deckenmalereien ebenso wie der Fliesensaal, dessen Decken und Wände König Friedrich Wilhelm I. mit zirka 7500 blau-weißen holländischen Fayencefliesen ausstatten ließ. Einer anderen Kostbarkeit ist nun der kommende Sonntag gewidmet.

Am „Tag der offenen Schränke“ dürfen erstmals Besucher das Innenleben der drei Lackkabinettschränke kennen lernen. Aus konservatorischen Gründen bleiben sie ansonsten verriegelt. „Das ist unser Geburtstagsgeschenk an die Besucher“, so Dorgerloh. Anders als ein schnöder Koffer zur Aufbewahrung sind die Lackkabinette selbst Prunkstücke, in denen früher Schmuck oder Pokale aufbewahrt wurden. Sie bestehen aus einem noblen Unterteil und dem Schatzschränkchen aus Lackplatten, die aus China oder Japan stammen. Dort wurden die Platten von den Lackbäumen getrennt und bei hoher Luftfeuchtigkeit sofort verarbeitet, so Reichelt. Und bis zu 30 Mal poliert. Mehr Wissenswertes erfährt der Besucher am Sonntag während der thematischen Führungen (12/13/15 Uhr) und in der Gesprächsrunde mit dem Potsdamer Restaurator Kurt Kallensee (14 Uhr), der zwei der drei Caputher Lackkabinettschränke restauriert hat.

Noch nicht wieder den alten Glanz zurück haben das Logierhaus und seine in Privatbesitz befindlichen Nachbargebäude neben dem Schloss. Wie Hoppe sagte, seien die Gespräche mit den beiden Eigentümern auf gutem Weg. Der ehemalige Jugendklub soll demnach ein Hotel Garni unter Einbeziehung des Wirtschaftsgebäudes werden. Sobald dort die Investitionen beginnen, würde das Land Brandenburg das Logierhaus der Schlösserstiftung übertragen. Diese werde es dann als Funktionsgebäude etwa für Besuchertoiletten und Gartentechnik nutzen, meinte Dorgerloh. „Wir sind optimistisch“, so Hoppe. „Aber fünf Jahre darf es nicht mehr dauern.“